Fluch und Segen Antidepressiva (mit Nils Kroemer)

Shownotes

Antidepressiva gelten in Zeiten steigender Depressionsraten und fehlender Therapieplätze für viele als Mittel der Wahl. Heute werden sie rund achtmal häufiger verschrieben als noch in den 1990er-Jahren. Gleichzeitig ist ihre Wirksamkeit seit Jahren Gegenstand kontroverser Debatten. Besonders seit 2008, als Irving Kirsch und sein Team in einer Metaanalyse unveröffentlichte und veröffentlichte Studien der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA auswerteten. Ihr Ergebnis: Antidepressiva wirken — wenn überhaupt — nur bei sehr schweren Depressionen stärker als ein Placebo. Die Studie findet ihr hier.

Sowohl in der klinischen Praxis als auch in der Forschung herrscht bis heute Uneinigkeit: Sind Antidepressiva Fluch oder Segen? Viele Betroffene profitieren kaum oder gar nicht von der Einnahme, manche kämpfen mit starken Nebenwirkungen, andere haben große Schwierigkeiten beim Absetzen.

Zu Gast ist Prof. Dr. Nils Kroemer. Er ist Professor für Medizinische Psychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, leitet eine Arbeitsgruppe im Bereich Translationale Psychiatrie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und das NeuroMADLAB. Sein Forschungsschwerpunkt: die neurowissenschaftlichen Grundlagen von Motivation, Handlungen und Verlangen. Er untersucht, welche Rolle Motivation beziehungsweise Antriebslosigkeit im Rahmen einer Depression spielt und inwiefern sich Motivation durch körpereigene Mechanismen wiederherstellen lässt – um depressive Symptome lindern zu können. Im Gespräch erklärt er außerdem, wie Antidepressiva entwickelt wurden, wie sie wirken und warum er sie trotz aller Kritik für einen wichtigen Baustein in der Behandlung von Depressionen hält.

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